Das Erasmus-Projekt “Our memories and I” (KA201 – Strategic Partnerships for school education) fand statt vom September 2017 bis August 2019. Es handelte sich um eine Zusammenarbeit von fünf Schulen und vier Institutionen, die sich mit der Bedeutung von Erinnerung und der entsprechenden Umsetzung in Gedenkstätten befasst haben. Unsere Leitfrage war dabei, inwiefern sich Jugendliche heute für Geschichte interessieren und in welcher Form Erinnerungskultur und Gedenkstätten sie ansprechen können. Ein Schwerpunkt stellte die Frage dar, wie es Jugendlichen aus Migrations-Familien gelingt, sich mit der jeweiligen nationalen und der europäischen Geschichte zu identifizieren.
Die beteiligten Schulen und Institutionen:
Schule bzw. Institution | Standort |
Lycée Aristide Maillol | Perpignan France |
Collège Marcel Pagnol | Perpignan France |
Institut Narcís Monturiol | Figueres Spain |
Liceo Statale Antonio Rosmini | Grosseto Italy |
OSZ Logistik, Touristik, Steuern | Berlin Germany |
Culture Hub Croatia (CHC) Platforma za edukaciju, kreativnost i poticanje razvoja kroz kulturu | Split Croatia |
FUNDACIO SOLIDARITAT UB /EUROM European Observatory on Memories | Barcelona Spain |
Istituto storico grossetano della Resistenza e dell’età contemporanea Onlus (ISGREC) | Grosseto Italy |
Museu Memorial de l’Exili (MUME) | La Jonquera Spain |
Das Projekt wurde an unserer Schule in drei Etappen durchgeführt:
Am Anfang stand die Erinnerung in der
Familie. Jede/r Schüler*in fertigte ein Poster mit der persönlichen
Familiengeschichte an, das in der Klasse ausgestellt und besprochen
wurde. Hierbei ließen sich häufig Verbindungen zwischen individueller
Geschichte und Zeitgeschichte herstellen, auf die dann weiter aufgebaut
werden konnte. In unserem Fall war das ganz konkret die Teilung und
Einheit Deutschlands.
Die zweite Etappe bildete die kreative Arbeit im Kunstworkshop mit dem interdisziplinären Künstler Roman Kroke. Aufbauend auf einen Besuch in der „Gedenkstätte Berliner Mauer“ in der Bernauer Straße, bei dem auch kleine Original-Exponate eine wichtige Rolle spielten, gestaltete er einen Workshop mit einer Schülergruppe, die die Exponate wieder aufgriff, mit eigenen Ideen und Erfahrungen zu „Flucht und Ankommen“ verband und in die Kunstwerke einfließen ließ. Diese Kunstwerke wurden in einer Vernissage während des Projekttreffens in unserer Schule im Mai 2018 vorgestellt.
Führung durch die Ausstellung in der Gedenkstätte Bernauer Straße
Kunst-Workshop in der Fabrik am Flutgraben
Schließlich ging es darum, sich mit der kollektiven Erinnerung, die unsere Gesellschaft prägt, auseinanderzusetzen. Wir müssen sie kennen, um die Gesellschaft, in der wir leben, zu verstehen und sich mit ihr zu identifizieren. Und dies gilt für alle jungen Menschen, unabhängig davon, ob ihre Familien eine Migrationserfahrung mitbringen oder nicht. Deshalb führte uns die dritte Etappe in die Gedenkstätte Ravensbrück, wo wir ein dreitägiges Seminar durchführten, in dem wir untersuchten, wie Erinnerung in dieser Gedenkstätte gestaltet wird, wie Erinnerung für uns heute wirkt und wie Erinnerung bewahrt werden kann. Am Beispiel von Zeitzeugen-Interviews und kleinen Original-Objekten erarbeiteten die Schüler*innen Ihre eigene Wahrnehmung und Stellungnahme zu Erinnerungskultur.
Gedenkstätte Ravensbrück
Resümee
Als Resümee dieser „Erinnerungsarbeit“ lässt sich folgendes konstatieren: Die nachhaltigste Erinnerung bleibt bewahrt, wenn eine Ausstellung bzw. eine Gedenkstätte vier Kriterien erfüllt:
- Es gibt einen Originalort, ein Originalbauwerk oder ein Exponat zu besichtigen.
- Das Thema wird konkretisiert über Fotos, Filme und/oder Tondokumente von Zeitzeugen.
- Es gibt eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema.
- Zudem ist den Schüler*innen wichtig, dass das Thema medial aufbereitet ist. Alle Schüler*innen fanden es wichtig, in den Gedenkstätten mediale Präsentationsformen zu finden, die ihnen die Annäherung und Beschäftigung mit dem Thema erleichterten und damit zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Erinnerung motivierten.
Diese Arbeit fand so oder ähnlich an allen fünf beteiligten Schulen statt und wurde eingerahmt von insgesamt drei Projekttreffen: in Figueres/Spanien und Perpignan/Frankreich im Februar 2018, in Berlin im Mai 2018 und in Grosseto/Italien im November 2018.
Zwischen Perpignan und Figueres in Port Bou
Ein Teil der großen Gäste-Gruppe bei der Stadterkundung in Berlin
Während des Projekttreffens in Grosseto beim Ausflug nach Siena
Weiterführende Informationen
Eine Dokumentation des gesamten Verlaufs findet sich in der Foto-Ausstellung in der Schule, bei der Eröffnung erhielten die am Austausch beteiligten Schüler*innen ihre Europässe Mobilität, die die Arbeit und den Kompetenzzuwachs beim Aufenthalt im europäischen Ausland dokumentieren.
Außerdem wird die Arbeit in den Kunstworkshops in einer von R. Kroke editierten Veröffentlichung dokumentiert werden. Diese wird voraussichtlich im September 2019 vorliegen.
Wer sich noch genauer über das gesamte Projekt informieren möchte, findet es hier.
Die Unterstützung der Europäischen Kommission für die Erstellung dieser Veröffentlichung stellt keine Billigung des Inhalts dar, die nur die Ansichten der Autoren widerspiegelt, und die Kommission kann nicht für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen verantwortlich gemacht werden.
Von Cornelia Fabel und Ulrike Ruth Lange (2019)